Wann ist ein Knochenaufbau notwendig?

Eigenknochen oder Knochenersatzmaterial?

Bevor ein Zahnimplantat als künstliche Zahnwurzel in den Kiefer eingesetzt werden kann, wird in einer eingehenden Untersuchung die Beschaffenheit des Kieferknochens geprüft. Röntgenbilder mittels digitaler Volumentomografie (DVT) liefern exakte Aussagen über die Knochendichte, das Knochenvolumen und alle wichtigen anatomischen Strukturen.

Ein gewisses Mindestvolumen ist Voraussetzung, um eine Zahnimplantation durchführen zu können, denn die künstliche Zahnwurzel muss einheilen und festen Halt finden. Ein Implantat sollte mindestens von 1 bis 2 mm Knochensubstanz umgeben sein. Ist der Kieferknochen zu dünn oder zu porös, gibt es verschiedene Methoden des Knochenaufbaus, man spricht auch von Knochenaugmentation.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Eigenknochenspende und der Verwendung von Knochenersatzmaterial, um den Kieferknochen wieder aufzubauen und für das Implantat vorzubereiten.

Außerdem gibt es den Unterschied des „einzeitigen“ und des „zweizeitigen“ Vorgehens. Einzeitig bedeutet, dass der Knochenaufbau gleichzeitig mit dem Einsetzen des Implantats erfolgt. Zweizeitig nennt man es, wenn das Implantat erst nach der Festigung des Knochens eingesetzt wird.

Welche Methode die richtige ist, das wird von der Diagnose abgeleitet und dem Patienten im Beratungsgespräch mit seinem Implantologen genau erläutert.


Knochenersatzmaterial Für Den Knochenaufbau
Knochenersatzmaterial für den Knochenaufbau
Bildquelle: © Clinica Eduardo Anitua


Warum ist ein Knochenaufbau nötig?

Wie jedes Organ, kann auch der Kieferknochen von Erkrankungen betroffen sein, die einen Knochendefekt oder Knochenschwund verursacht haben, so dass der Kieferkamm für ein Implantat zu schmal oder zu niedrig ist.

Der häufigste Grund hierfür ist die Volkskrankheit Parodontose. Eine Entzündung der Wurzelspitze durch Bakterien oder eine Zyste können ebenfalls den Knochen massiv angreifen und schädigen. Ebenso führen nicht versorgte Zahnlücken oder schlecht sitzende Zahnprothesen dazu, dass sich der Kieferknochen abbaut, weil dieser nicht auf natürliche Weise belastet wird.


Welches Material wird für Knochenspenden verwendet?

Sofern nur kleinere Knochenspenden für den Knochenaufbau im Kiefer benötigt werden, kann der Zahnarzt körpereigenes Material aus benachbarten Kieferregionen (Ober- und Unterkieferkamm oder Kinn) entnehmen. Diese Maßnahme erfolgt meist ambulant unter örtlicher Betäubung.

Bei größeren Knochendefekten wie z. B. nach einer Krebsoperation oder nach einem Unfall benötigt man mehr Knochenmaterial. Die Knochenspende hierfür kann man z. B. aus dem Hüftknochen entnehmen. Dies ist jedoch ein größerer Eingriff, der meist im Krankenhaus unter Vollnarkose gemacht wird. Nur speziell ausgebildete Kieferchirurgen können diese Operation ausführen.

Ein Nachteil ist bei dieser größeren Knochenentnahme, dass eine zweite Operation durchgeführt werden muss. Trotz moderner Operationsmethoden mit verträglicher Anästhesie birgt jeder chirurgische Eingriff grundsätzliche Risiken. Die Therapie ist durch die zusätzlich notwendige Operation langwieriger und die damit verbundene Wundheilung kann den Patienten belasten. Natürlich erhöhen sich auch die Kosten durch den aufwändigen Knochenaufbau und durch lange Einheilphasen von bis zu 6 Monaten.


Knochenersatzmaterial – woraus besteht es?

Von Knochenersatzmaterial spricht man, wenn nicht körpereigene Substanzen zum Knochenaufbau eingesetzt werden. Um natürlichen Knochen im Kiefer zu ersetzen, müssen Knochenaufbaumaterialien bestimmte Kriterien erfüllen.

Die Medizintechnik hat inzwischen eine Vielzahl von Materialien entwickelt, die der Zusammensetzung der menschlichen Knochen sehr ähnlich sind. Sie werden u.a. aus Tierknochen, Algen und Korallen hergestellt oder haben häufig eine komplett synthetische Zusammensetzung. Wenn Knochenersatzmaterial zum Knochenaufbau verwendet wird, muss trotzdem natürliche Knochensubstanz vorhanden sein, von dem die Neubildung ausgehen kann und die Stabilität für die Implantate sichert.

Implantierende Zahnärzte verwenden zum Knochenaufbau gerne Knochenersatzmaterial, da hierbei die Knochenentnahme aus einer anderen Körperregion – und damit ein zusätzlicher chirurgischer Eingriff samt den damit verbundenen Risiken und Schmerzen – entfällt.

Eine besondere Technik beim Knochenaufbau im Oberkiefer ist der Sinuslift.


Patientenaufklärung zum Knochenaufbau

Als gute Grundlage für die Patientenaufklärung verwenden Zahnärzte und Implantologen die dokumentierte Patientenaufklärung der GZFA zum Knochenaufbau.

Dieser Aufklärungsbogen enthält alle wichtigen Informationen zur Notwendigkeit des Eingriffs bei der Behandlung mit Zahnimplantaten, zu den Vor- und Nachteilen der verwendeten Materialien und Methoden sowie zur Einwilligungserklärung durch den Patienten.

Zur englischen Version der dokumentierten Patientenaufklärung zum Knochenaufbau

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